Juli 2022

Manchmal dehnt sich ein Monat aus und macht sich breit, damit alle Eindrücke und Momente hineinpassen. Heute (am 24.07.) erscheint es mir fast unwirklich, dass ich die ersten Julitage noch in Südtirol verbracht habe. 







In diesem Jahr ist auch der große Sohn mitgekommen und wir haben uns bei der Anreise aufgeteilt. Der kleine Sohn und ich sind mit dem Zug gereist (inklusive Zwischenstopp in München), der große Sohn ist mit meinem Auto, der Tochter und dem Rennrad über Zugspitzpass und Brenner gefahren. So hatten wir ein Auto mit vor Ort für Ausflüge und Einkaufen. Im Biohotel Kaufmann, wo wir nun schon zum vierten Mal waren, hat es uns wieder sehr gut gefallen. Es war noch recht leer, vielleicht weil wir noch ziemlich früh da waren oder weil viele in diesem Jahr noch einmal eine Flugreise geplant haben... jedenfalls haben wir sonnige Tage genossen. Bereits am ersten Tag hat sich der Jüngste endlich ans Schwimmen gewagt und wollte dann eigentlich den ganzen Urlaub nicht mehr aus dem Becken. Wir waren in Meran, wo ich definitiv noch einmal hinmöchte, am Gardasee, haben eine Tour durch die Bletterbach-Schlucht gemacht und Saurierfußabdrücke gesehen, Sybille und ihren Mann getroffen, abends ein Konzert in einem verwunschenen Garten besucht, die Herz-Jesu-Feuer gesehen, Wanderwege gesucht und natürlich Aperol getrunken.

Die liebe Sybille hat mir "Eva schläft" von Francesca Melandri geschenkt und ich muss zugeben, dass mir erst jetzt so einiges aus der Geschichte Südtirols klar wird.

Nach dem Urlaub hat sich glücklicherweise auch eine gute Unterbringungsmöglichkeit für meine Mutter gefunden, die wir dann auch endlich wieder besuchen konnten. Leider schreitet die Krankheit nun schneller voran und sie ist sehr verändert.

Ein weiteres Highlight dieses Monats war mein Besuch in Kassel, tatsächlich mein erster Besuch auf einer Documenta. Ganz wunderbar war dabei, dass ich bei einem lieben Schulfreund und seiner Familie zu Gast sein durfte. Auf dem Hinweg habe ich außerdem einen Abstecher nach Göttingen gemacht und auch dort noch eine Schulfreundin besucht. School friends are best friends! Aber auch die documenta an sich war spannend! Ganz neue Sichtweisen und Perspektiven, hinter jeder Ecke neue Eindrücke und Überraschungen. Die westliche Welt wird konfrontiert und das manchmal nicht zimperlich. "But we can still talk" sagt der Künstler Dan Perjovschi dazu. Besonders gut gefallen mir die vielen Aktionen, bei denen Menschen zusammen kommen können, der Garten, aus dem täglich gekocht wird, viele Dinge, durch die Menschen zusammenfinden können. Also wer noch die Möglichkeit hat, ein Besuch in Kassel lohnt sich!







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Nun geht der Monat und damit auch die Sommerferien schon bald ihrem Ende entgegen. In den letzten Tagen habe ich ziemlich viel gearbeitet, aber wir haben auch den Geburtstag der großen Tochter mit einem superschönen Essen im La Clá Restaurant in Düsseldorf gefeiert. E stato delizioso!

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Zum Schluss noch ein Buchtipp:


Das Warten auf den neuen Roman von Jessica Durlacher hat sich definitiv gelohnt. "Die Stimme" habe ich in der letzten Urlaubswoche kaum aus der Hand legen können. So spannend und mitreißend war für mich die Geschichte von Zelda und ihrer Familie. Alles beginnt mit dem 11.09.2001. Die Welt sitzt in Schockstarre vor den Fernsehern, aber Zelda, Bor und ihre drei Kinder schauen wie gebannt aus dem Fenster und sehen, wie die Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers krachen. Danach ist die Welt eine andere und auch Zeldas Familie sucht nach Wegen mit dem erlebten umzugehen. Nicht ohne Unbehagen nehmen sie schließlich eine Somalierin als Nanny in ihrer Familie auf. Eine Frau, die sich schließlich als phänomenale Sängerin entpuppt. Bei einer Talentshow befreit sie sich in einem furiosen Auftritt von ihrem Kopftuch. Ein Akt der Befreiung, der jedoch auch eine ungeheure Gefahr mit sich bringt und das Leben von Zeldas Familie auf den Kopf stellt. Als Leserin erlebt man diese Geschichte durch die Augen von Zelda, ist ganz nah bei ihr, ihren Gefühlen, Gedanken, Zweifeln und Fragen. Das macht "Die Stimme" zu einem sehr persönlichen Buch. Auch wenn die Geschichte erfunden ist, hat man doch den Eindruck hier ganz tief in ein persönliches Leben zu blicken. Für mich auf jeden Fall eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe.

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