Rezension: Die Wahrheit der Dinge

In letzter Zeit sind Romane, die im Gerichtssaal spielen, ja ziemlich angesagt. Auch der Autor Markus Thiele kennt diesen Raum von innen. Als Schriftsteller und Rechtsanwalt verwebt er Fiktion mit echten Kriminalfällen. Sein Roman "Die Wahrheit der Dinge", der am 22.04. bei Benevento erscheint, beginnt aber da, wo die Türen zum Gerichtssaal geschlossen werden. 

 


Im Mittelpunkt steht der Strafrichter Frank Petersen, ein erfolgreicher Jurist, der immer mehr die Kontrolle über sein Leben zu verlieren scheint. Einige seiner Urteile werden vom BGH aufgehoben, seine Frau und sein Sohn ziehen aus, er zweifelt und steht auch immer noch unter dem Eindruck einer Begebenheit vor einigen Jahren als Schüsse in seinem Gerichtssaal fielen und ein Angeklagter erschossen wurde. Als die Frau, die damals geschossen hat, aus dem Gefängnis entlassen wird, spürt Petersen, dass er mit ihr sprechen muss. Er fährt nach Husum und holt sie in der Haftanstalt ab. Auch wenn Corinna Maier, die damalige Nebenklägerin im Prozess wütend auf den Richter war, vertraut sie ihm jetzt und nimmt seine Hilfe an. Auch für Petersen klären sich nach und nach einige Fragen und Zweifel. Die Jahreszahlen für den Kapitel zeigen jeweils an, wo in der Geschichte wir uns bewegen. So sind wir zum einen mit Petersen und seinen Selbstzweifeln unterwegs, wir erfahren aber auch die Vorgeschichte von Corinna, lernen ihre große Liebe und ihren Schmerz kennen. Die Handlung des Romans ist an zwei Rechtsfälle angelehnt, die Schlagzeilen gemacht haben, dem Fall Marianne Bachmeier und dem Fall Amadeu Antonio Kiowa. Das Buch zeigt eindrücklich, dass es immer verschiedene Perspektiven geht und die Wahrheit im Auge des Betrachters liegt. Es werden einige aktuelle Themen angerissen und andiskutiert, die zum weiteren Nachdenken einladen. Der Autor selbst regt in seinem Nachwort dazu an, das Buch nicht als reinen Unterhaltungsroman zu lesen, sondern auch als Anlass zur Diskussion zu sehen. Beides ist überaus gelungen, ein bis zuletzt spannendes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. 

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