Was Butterbrote mit Vertrauen zu tun haben

Pädagogische Einrichtungen schießen ja zuweilen mit ihrer Regulierungswut über das Ziel hinaus. Nach nun insgesamt 18 Jahren Erfahrungen als Kindergartenmutter habe ich das ungute Gefühl, dass dies zunimmt und zuweilen schon fast wie absurdes Theater anmutet. Regeln sind gut und schön und für größere Einrichtungen unerlässlich. Sie sollten jedoch nicht blind angewendet werden und immer auch das Kind, das mit seinen Bedürfnissen ja Mittelpunkt der Einrichtung sein sollte, im Blick haben. Leider beobachte ich immer öfter, dass Regeln durchgesetzt werden, ohne darüber nachzudenken, abzuwägen oder einfach mal den gesunden Menschenverstand einzuschalten. Hier habe ich ja schon mal etwas dazu geschrieben.

Nun gab es Anfang der letzten Woche einen Elternbrief zum Thema Frühstück und Zähneputzen. Nachdem das Zähneputzen im Kindergarten vor ca. sieben Jahren aus hygenischen Gründen abgeschafft wurde, soll es nun wieder eingeführt werden. Dies wäre nötig, da die Kinder ja so häufig süßes Frühstück mit in den Kindergarten nähmen. Anbei war eine Auflistung der Dinge, die die Kinder mitnehmen dürften: dunkles Vollkornbrot mit Kruste und einem nichtsüßen Belag, Obst und Gemüse oder Naturjogurth mit frischen Früchten. Süßer Brotbelag sei nur als Ausnahme erlaubt. So gut, so schön. "Das handhabe ich ja eh so!" oder "Eine gute Richtlinie!" waren so die Gedanken, die beim Lesen den meisten Eltern durch den Kopf gingen.

In den nächsten Tagen wurde jedoch klar, dass dies gar nicht als Leitlinie gemeint war, sondern als Vorgaben, an die sich die Eltern ab sofort zu halten hatten. Kindern wurden nicht nur glutenfreie Vollkornmuffins aus der Hand genommen, sie durften auch ihr Marmeladenbrot nicht weiter essen und mussten sich stattdessen mit Knäckebrot zufrieden geben.

Und hier wird es spannend, denn der Kindergarten stellt sich auf den Standpunkt, dies so durchsetzen zu dürfen, denn es sei sein gutes Recht und es wäre völlig unverständlich, warum viele Eltern damit ein Problem hätten.
Was jedoch nicht bedacht wird, ist die Perspektive des Kindes und das Vertrauensverhältnis, das zwischen dem Kind, Erziehern und Eltern bestehen sollte. Wenn ein Kind, sein Butterbrot auspackt, das Mutter oder Vater ihm morgens mit viel Liebe vorbereitet haben, es dann essen möchte und ihm die Erzieherin das Brot wegnimmt mit den Worten: "Da ist Marmelade drauf, das darfst du nicht essen." ist das Kind irritiert und wird sich fragen "Ist Marmelade giftig?", "Warum hat mir meine Mama etwas mitgegeben, was nicht gut ist?" oder auch "Warum nimmt die Erzieherin mir das Brot weg? Habe ich etwas falsch gemacht?". Da, wo eigentlich Vertrauen herrschen sollte, wird Misstrauen gesät.

Ganz abgesehen davon, dass Kinder meistens nicht sehr experimentierfreudig beim Essen sind und man manchmal eben mit einem Kleks Marmelade arbeiten muss, damit ein Brot auch gegessen wird, wird jede Ernährunsgberaterin zustimmen, dass es immer um eine gesunde Mischung geht und Verbote meistens kontraproduktiv sind.

Wie die Geschichte nun weitergeht, werden wir sehen. Man kann nur hoffen, dass andere Wege gefunden werden, mit dem Thema umzugehen. Als Mutter bin ich es einfach leid, an den Pranger gestellt zu werden.

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