Schnuller - und jeder mischt sich ein!

Warum mir das beim vierten Kind ganz besonders auffällt, weiß ich nicht, aber wenn wir unterwegs sind und mein Dreijähriger den Schnuller im Mund hat, kann ich darauf wetten, dass mindestens eine, wenn nicht mehrere Personen ihn darauf ansprechen. Ja! Wildfremde Menschen beugen sich zu ihm herunter und geben ihre Kommentare ab. "Na, den brauchst du doch gar nicht mehr!" "Oh, ist das schön mit dem Nucki?" bis hin zu "Gleich klau ich ihn dir!". Ihr glaubt gar nicht, wie oft mir da schon die Spucke weg geblieben ist. Auch da, wo ich eigentlich Verständnis für kindliche Bedürfnisse voraussetze, nämlich im Kindergarten, wurde er schon mehrfach darauf angesprochen und das nicht erst vor kurzem, sondern auch als er noch zwei Jahre alt war.
Natürlich hat mich das beeinflusst und ich habe schon versucht, ihm den Schnuller in der Öffentlichkeit abzunehmen, damit wir keinen Bemerkungen hören müssen. Es ist ja auch nicht so, dass er ihn immer braucht, aber es gibt natürlich Momente, wenn er müde wird, wo er seinen Nünni haben möchte. Und ich gebe ihm den dann auch!
Wie sehr mir diese Einmischung anderer bei diesem Thema auf die Nerven geht, ist mir vor kurzem klar geworden als eine Erzieherin (als erste und einzige) mal ganz anders reagiert hat und mir erzählte, ihre Tochter habe auch ihren Schnuller geliebt und auch damals wurde von allen Seiten Druck gemacht, ihn abzugeben und sie habe sich auch Stress gemacht bis eine Ärztin zu ihr sagte: "Die Zähne kann man reparieren, aber eine Kinderseele nicht!"
Der Schnuller ist für viele Kinder, ein Mittel, sich selbst zu beruhigen und das kann auch in Situationen sein, die wir als Erwachsene gar nicht als stressig oder bedrohlich wahrnehmen. Pauschal zu sagen, mit zwei Jahren oder drei Jahren sollte das Kind keinen Schnuller mehr haben, halte ich für genauso falsch wie andere absurde Entwicklungsvorgaben (alleine im Bett schlafen mit einem Jahr oder keine Windel mehr mit spätestens drei!). Zwischen drei und vier Jahren müssen Kinder enorm viele Entwicklungsaufgaben bewältigen und da kann ein Schnuller (ein Kuscheltier, ein Schnuffeltuch) ein wichtiger Halt sein.
Neben der Tatsache, dass ich denke, dass es keinen etwas angeht, ob oder wie lange ein Kind seinen Schnuller hat (manche Kinder mögen ja von Anfang an keinen und das ist ja auch in Ordnung), finde ich es auch ganz besonders schade, dass die Kontaktaufnahme zu einem Kind mit etwas Negativem verbunden ist. Welcher Eindruck entsteht da beim Kind von anderen Menschen? Fremde - das sind die, die mir den Schnuller weg nehmen wollen? Das sind die, die über mich lachen?
Ich bin mir sicher, dass ganz von alleine der Zeitpunkt kommt, wo Elias seinen Schnuller nicht mehr braucht. Schon jetzt vermisst er ihn eigentlich nur dann, wenn er müde wird oder sich irgendwo fremd fühlt. Ich werde diesen Zeitpunkt abwarten und nicht mit Tricks arbeiten, wie ich sie vor kurzem in einem anderen Blog gelesen habe (Sorry, aber die Schnullerspitze abzuschneiden, damit das Kind ihn nicht mehr nimmt, finde ich echt herzlos).
Also bitte, lasst den Kindern ihre Schnuller so lange sie sie brauchen! Und mischt euch nicht ein!

Kommentare

tinkaswelt hat gesagt…
Ich hab das auch immer so gehandhabt und mir war egal, was die Leute / Kindergärtnerinnen usw sagten, mein Sohn hatte zwar keinen Schnuller, aber das kann man auch aufs Stillen und die Windel anwenden! Und wie es so war, irgendwann wollte er von selbst nicht mehr, völlig stressfrei. So wird es auch mit dem Schnuller sein.
LG
Tinka
Sarah hat gesagt…
Bei meiner Jüngsten war es ganz genauso. Sie hatte ihren Nuckel tasächlich bis kurz vorm 6. Geburtstag. Ich habe es so gelassen, weil er ihr tatsächlich ziemlich wichtig war.

Ich fand es total schade, das alle eigentlich nur noch den Schnuller sahen, anstatt mein Kind. Manchmal war ich auch sprachlos, oder verärgert. Irgendwann war es mir egal.
Nellie selbst wurde aber recht unsicher und hat manchmal ihren Schnuller versteckt, wenn wir jemanden getroffen haben (meist waren das wirklich nur Kommentare von Fremden, nicht von Familie und Freunden). Oder sie wurde wütend.

Die Schnullerphase war zwar lang, aber trotzdem irgendwann vorbei. Und ihre Zähne haben davon überhaupt keinen Schaden genommen. Meine Große, die nie einen Schnuller hatte, trägt heute eine feste Zahnspange, und die Kleine mit dem Schnuller braucht voraussichtlich keine.

Mein Jüngster nimmt den Schnuller (bisher) nur zum Schlafen. Wenn er so ist wie mein großer Sohn, dann schmeißt er ihn irgendwann von selber weg. ;-)
Anonym hat gesagt…
"Na, den brauchst du doch gar nicht mehr!"
Da würde ich glatt kontern: "Wie alt willst du sein? 50? Schon so groß? Da hast du doch keine dummen Sprüche mehr nötig!"
Anonym hat gesagt…
Wo bleibt den die Erziehung?
In jeder Fachzeitschrift kann man lesen, dass Nuggis langfristig nicht gesund sind.
Es gibt auch Menschen die rauchen und sterben nicht an Lungenkrebs, dass heisst aber nicht, dass Zigaretten nicht gesund sind.. ;-)
Habe selbst Kinder und das Abgewöhnen von Schnullern war schwierig, aber gut machbar! ..und sie haben davon kein Trauma und sogar ihre Seele mag mich heute noch.. :)

Lernen loszulassen und sich mit dem Leben zu konfrontien kann man somit dem Kind ideal beibringen.
Überlässt die Erziehung nicht dem Kind, nur weil es gerade schwierig ist.

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