Rezension: Pass auf, was du denkst

Dank Blogg dein Buch und der Kamphausen-Verlagsgruppe darf ich mal wieder ein Buch rezensieren. "Pass auf, was du denkst" ist der Titel, mit dem der Autor Bruce I Doyle III die Aufmerksamkeit der Leser auf sich zieht. Der Originaltitel "Before you think another thought" erschien bereits in den 1990er Jahren in den USA, wurde überarbeitet und nun von Susanne M. Kirchberger ins deutsche übersetzt. Das Buch verspricht auf 142 Seiten zu klären, wie Gedanken und Überzeugungen unser Leben beeinflussen und wie man wiederum seine Gedanken zu verändern kann, dass man ein erfolgreiches und glückliches Leben führen kann.
Zunächst erklärt der Autor, der seit langem als Berater für Führungskräfte tätig ist, die Wirkung von Gedanken und Überzeugungen. Er geht davon aus, dass Gedanken die Tendenz haben, sich mit ähnlichen Gedanken zusammen zu tun und sich wie Weintrauben zu sammeln. Entfernt man die einzelnen Trauben bleibt eine Ansammlung von Ästchen übrig, der "Stamm" oder die "Wurzel" der Gedankenform. Diese ursprünglichen Gedanken stammen oft aus der Kindheit, es sind Überzeugungen, die uns beispielsweise im Elternhaus vermittelt wurden. Das können hilfreiche, aber auch weniger hilfreiche Gedanken sein. Will man nun seine Überzeugungen ändern, gilt es zunächst, diese ursprünglichen Gedanken aufzuspüren und dann so zu sagen "mit der Wurzel" heraus zu reißen und durch positive, hilfreiche Gedanken zu ersetzen. Ganz praktisch bedeutet das, sich über seine Überzeugungen klar zu werden und dann einfach zu entschieden, diese zu verändern. Wenn man das geschafft hat, zieht das nach Doyle automatisch weitere positive Dinge im Leben nach sich. er propagiert die Kausalkette: positive Gedanken führen zu positiven Ereignissen! Dies belegt er mit einer Vielzahl von beispielen und Anekdoten. Beispielsweise hält er auch für die Situation der Arbeitssuche die entsprechende positive Einstellung für entscheidend: "Ein erfolgreicher Arbeitssuchender wird seine Entlassung als positives Ereignis sehen" (S. 107).
Das Thema "Gedanken beeinflussen unser Verhalten" ist nicht neu und sowohl theoretisch als auch praktisch in der therapeutischen Anwendung allseits bekannt. Einen besonderen Boom erlebte der Glaube, man könne seinen persönlichen Erfolg allein durch positive Gedanken und Überzeugungen beeinflussen, durch die Erfolgs- und Management-Trainer in den 1990er Jahren. Auch in Doyles Buch wird dieser Machbarkeitsglaube propagiert. Wenn man seine Gedanken entsprechend positiv beeinflusst, sich ein entsprechendes Umfeld schafft, sein Selbstbewusstsein steigert und sich von begrenzenden Gedankenformen löst, werden Glück und Erfolg vor der Tür stehen. Angesichts der Finanzkrisen in den letzten Jahren, scheint dieser Mythos heute überholt, denn auch eine sehr positive Einstellung kann den Börsencrash nicht unbedingt verhindern. Trotzdem lohnt es sich, sich über eigene verborgene Glaubenssätze klar zu werden. Ob man es jedoch immer ohne therapeutische Hilfe schafft, sich von ungünstigen negativen Gedanken zu befreien, erscheint mir eher fraglich. Sehr schade finde ich auch, dass auf eine wissenschaftliche Untermauerung des Themas gänzlich verzichtet wird. Zwar wird mehrfach erwähnt, dass es zu dem und dem Aspekt Studien gibt, genaue Verweise fehlen jedoch leider. Dafür wird immer wieder die Erfahrung des Autors in den Vordergrund gestellt, was mir teilweise doch recht fragwürdig erscheint. Auch dazu, wie man denn nun seine Gedanken wirklich ändern kann, fehlt mir eine ausführlichere Beschreibung. Alles in allem hält der Autor für mich zu sehr am "Erfolg-ist-machbar-Mythos" der 1990er Jahre fest und geht zu wenig detailliert in die Tiefe. Wer jedoch erst einmal einen Einblick ins das Thema bekommen möchte, wird in "Pass auf, was du denkst" einen verständlich geschriebenen und sehr gut illustrierten Einblick ins das Thema bekommen.

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